Bundesweite Netzwerktagung für muslimische Akteure im Bildungsbereich
Vom 19.-20. April 2024 lud die Muslimische Akademie Heidelberg zu einer bundesweiten Netzwerktagung ins Evangelische Studienzentrum Stuttgart-Birkach ein. Eingeladen waren muslimische Akteur*innen aus ganz Deutschland die in der Bildungsarbeit aktiv sind. So kamen im Rahmen der Veranstaltung über 30 Teilnehmende aus sechs Bundesländern und 18 Städten zusammen. Alle Anwesenden repräsentierten Vereine oder Projekte mit muslimischem Selbstverständnis oder solche, die sich u. a. an muslimische Jugendliche richten. Im Rahmen von zwei Tagen wurde intensiv inhaltlich und fachlich diskutiert.
Ein Schwerpunkt des Austauschs war u. a. die Netzwerkarbeit. Alle Teilnehmenden betonten die Wichtigkeit von Kontaktpflege und Erfahrungsaustausch, insbesondere als Muslim*innen im zivilgesellschaftlichen Bildungsbereich. Als Mehrwert der Netzwerkarbeit wurde insbesondere die Bildung von Allianzen und Critical Friends, Ausbau der Sichtbarkeit der eigenen Arbeit und das Teilen von Ressourcen und Wissen hervorgehoben.
Weiteres Schwerpunktthema waren Fördermöglichkeiten und die unterschiedlichen Erfahrungen und Wissenstransfer zu Antragsstellungen. Hier drehten sich die Diskussionen vor allem um die Herausforderung des Strukturaufbaus und die Notwendigkeit hauptamtlicher Stellen, welche entscheidend für eine nachhaltige Entwicklung und konzeptionelle Arbeit der Akteure sind. Vertrauens- und Beziehungsaufbau in bürokratische und politische Strukturen wurde als unerlässlich angesehen.
Hierbei spielt auch die Organisationsentwicklung mit dem Ziel der Institutionalisierung eine entscheidende Rolle. Die Diskussionen reichten hier von fachlichen Standards, Fortbildungen oder Qualitätsmanagement bis hin zu Zukunftsvisionen muslimischer Bildungsstrukturen und konnten längst nicht abgeschlossen werden.
Weiterhin wurde politische Bildung als Profession ausführlich thematisiert und Fragen gestellt wie, wie politische und religiöse Bildung zusammen gedacht werden können oder wo die Besonderheiten einer muslimischen politischen Bildung liegen. Hierfür braucht es neue konzeptionelle Ansätze, welche eine Diskussion mit derzeitigen Förderlogiken suchen. Abschließend wurden weitere relevante Schnittstellenthemen in der Bildungsarbeit diskutiert, wie zum Beispiel Lebensweltorientierung und Aktualität der Themen für Zielgruppen, Politische Bildung als Mittel zur Diskursöffnung und Demokratiestärkung, die Notwendigkeit von Prävention von antimuslimischem Rassismus und Antisemitismus oder auch Diskriminierung innerhalb der muslimischen Communities.
Die Netzwerktagung verdeutlichte die vielfältigen Herausforderungen und Chancen, die muslimische Bildungsakteure in Deutschland erleben. Durch den Austausch konnten viele Impulse für die fachliche Weiterbildung sowie den Aufbau von nachhaltigen Strukturen erarbeitet werden. Alle Teilenehmenden waren sich einig, dass die Netzwerkarbeit weiter fortgeführt werden sollte und es längerfristig sowohl um den fachlich-inhaltlichen Austausch, sowie die strukturelle Weiterentwicklung der Träger gehen muss.
Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projekts „Neue Bündnisse, neue Wege“ statt und wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
„Neue Bündnisse, neue Wege“ (NBNW) ist ein vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördertes Projekt, das Träger politischer Jugendbildung mit muslimischem Selbstverständnis beim Aufbau hauptamtlicher Strukturen und bei der Entwicklung eines zeitgemäßen Angebots außerschulischer politischer Jugendbildung unterstützt. Die Trägerschaft für „Neue Bündnisse, neue Wege“ liegt bei der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (et), die im Projekt eng mit Teilseiend e.V. – Muslimische Akademie Heidelberg kooperiert.