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14.11.2024

Bericht zur Fachveranstaltung "Muslimische Jugendarbeit als Raum politischer Sozialisation"

Am 14. November 2024 kamen Interessierte und Fachkräfte zur digitalen Fachveranstaltung "Muslimische Jugendarbeit als Raum politischer Sozialisation" zusammen. Ziel war es, über die Bedeutung muslimischer Jugendarbeit für politische Teilhabe zu sprechen und aktuelle Erkenntnisse sowie Perspektiven auszutauschen.

Zentrale Themen der MusAk-Studie
Annika Jungmann und Joachim Langner vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) präsentierten Erkenntnisse aus ihrer laufenden Forschungsarbeit. Die Studie zur "(sozial-)pädagogischen Praxis Muslimischer Akteur:innen und ihrer Rolle für die politische Sozialisation junger Menschen" untersuchte die vielfältige Praxis muslimischer Jugendarbeit und deren Beitrag zur politischen Sozialisation junger Menschen. Zu den behandelten Themen gehören:

  • Gesellschaftliche Partizipation: Zielsetzungen wie Empowerment, Gleichberechtigung und Öffnung von Diskursräumen.

  • Exklusionserfahrungen: Umgang mit gesellschaftlichen und politischen Ausgrenzungserfahrungen bei muslimischer Jugendarbeit.

  • Kollektivität und Solidarität: Die Förderung eines Gemeinschaftsgefühls als Reaktion auf Exklusion und Vulnerabilität.

  • Identitätsverhandlungen: Die Kombination von muslimischer und queerer Identität in der Jugendarbeit und die damit verbundenen Herausforderungen.

  • Zielorientierungen von Fachkräften: Entwicklung einer Typologie von Fachkraftperspektiven innerhalb muslimischer Jugendarbeit.

  • Demokratieförderung: Der Umgang mit antimuslimischem Rassismus als Bestandteil pädagogischer Arbeit.

  • Krisenbewältigung: Die Rolle muslimischer Jugendarbeit in Zeiten gesellschaftlicher Krisen.

Kommentar: Politische Jugendbildung in muslimischer Trägerschaft
Yasemin Soylu von der Muslimischen Akademie Heidelberg beleuchtete in ihrem Beitrag die Bedarfe politischer Jugendbildung in muslimischen Organisationen und ordnete diese in den Kontext der Studie ein. Dabei knüpfte sie an das Projekt "Neue Wege – Neue Bündnisse", das von der Evangelischen Trägergruppe getragen und in Kooperation umgesetzt wird, an. Sie betonte, dass es viele Überschneidungen in den Bedarfen und Erfahrungen der muslimischen Jugendverbandsarbeit sowie der politischen Jugendbildung aus muslimischen Perspektiven gibt und sich die muslimischen Selbstorganisationen in einem gesellschaftspolitischen Diskurs bewegen, der seit vielen Jahren von den gleichen Narrativen geprägt ist und hier eine Entwicklung und neue Impulse zu erwarten sind durch die strukturellen Veränderungen.

Diskussion und Ausblick
Die Abschlussdiskussion zeigte eine starke Übereinstimmung zwischen den Ergebnissen der DJI-Studie und den Erfahrungen aus der Praxis. Viele politische Bildner:innen bestätigten, dass die Studienergebnisse ihre Erfahrungswelt widerspiegeln und als wertvolle Bestätigung ihrer Arbeit dienen. Darüber hinaus betonten die Teilnehmer:innen die Bedeutung muslimischer Jugendarbeit für die politische Teilhabe junger Menschen. Sie erörterten, wie diese Arbeit strukturell gestärkt und besser sichtbar gemacht werden kann.

Die Fachveranstaltung lieferte wertvolle Impulse für die Praxis und zeigte eindrücklich, welche Schlüsselrolle muslimische Jugendarbeit und -bildung in der politischen Sozialisation und gesellschaftlichen Teilhabe junger Menschen spielt.

Ansprechperson: Michèl Ali Schnabel

Mehr Infos zur Studie über diesen Link: https://www.dji.de/musak-studie.html

Jungmann, Annika/Langner, Joachim (i.E.): "die Leute sin- fühlen sich ausgegrenzt innerhalb ihrer eigenen Communities" – Verhandlung von queerer und muslimischer Identität in muslimischer Jugendarbeit. In: Voluntaris - Zeitschrift für Freiwilligendienste und zivilgesellschaftliches Engagement, 2/2024.

Langner, Joachim/Jungmann, Annika (2024): Gesellschaftliche Partizipation als Ziel muslimischer Jugendarbeit - "einfach Teilhabe, empowern und Gleichberechtigung und kein Rassismus". In: Nikolas, Ana-Maria/Greschner, Deniz (Hrsg.): Jugendengagement und politische Bildung in der postmigrantischen Gesellschaft. Diesseits und jenseits etablierter Strukturen. Reihe: Bildung in der Migrationsgesellschaft. Weinheim Basel: Beltz Juventa, S. 63-79.

Das Projekt "Neue Bündnisse, neue Wege" wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Die Trägerschaft für das Projekt liegt bei der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (et) in Kooperation mit Teilseiend e.V. – Muslimische Akademie Heidelberg.