Beiträge der Muslimischen Akademie Heidelberg beim XIII. Zukunftsforum Islam
Sulzbach am Taunus. Vom 15. bis 17. November 2024 fand im Dorint Main-Taunus-Zentrum in Sulzbach (Taunus) das XIII. Zukunftsforum Islam unter dem Titel „Muslime in den Konfliktfeldern gesellschaftlicher Polarisierung – Befunde und Strategien der Bewältigung“ statt. Die Tagung beleuchtete die Rolle von Muslim:innen in Deutschland im Spannungsfeld von gesellschaftlicher Spaltung, Radikalisierung und der zunehmenden Bedeutung von Diversität in einer pluralistischen Demokratie. Im Fokus stand die Frage, wie Muslim:innen aktiv zur Zukunftsgestaltung beitragen können, um Polarisierungen abzubauen und tragfähige Perspektiven für eine gemeinsame Gesellschaft zu schaffen.
Tagungsprogramm
Die Eröffnung der Tagung erfolgte durch die Islamwissenschaftlerin und Journalistin Marfa Heimbach und den Sozialpädagogen Samy Charchira, Vorsitzender des Zukunftsforum Islam e.V. Als Keynote-Speaker sprach Prof. Dr. Dr. Rauf Ceylan, Professor für Gegenwartsbezogene Islamforschung und Vorsitzender des Avicenna-Studienwerks über „Machtkämpfe im islamisch-religiösen Feld im Kontext gesellschaftlicher Polarisierung“. In anschließenden Workshops und Diskussionsrunden wurde die Rolle von Muslim:innen in gesellschaftspolitischen Prozessen vertieft. Besondere Aufmerksamkeit galt Projekten aus der muslimischen Zivilgesellschaft, die als Best-Practice-Beispiele vorgestellt wurden.
Beiträge der Muslimischen Akademie Heidelberg
Die Muslimische Akademie Heidelberg war durch ihre Geschäftsführerin Yasemin Soylu und den Projektleiter Michèl Ali Schnabel vertreten, genauso wie weitere muslimische Bildungsträger aus dem Projektnetzwerk, wie die Deutsche Islam Akademie in Berlin, die Islamische Akademie NRW und das Muslimische Bildungswerk Bayern.
Im Rahmen des Tagungsprogramms wurden folgende zukunftsweisende Projekte vorgestellt, die sich als Beiträge zur strukturellen und sichtbaren Entwicklung muslimischer Bildungsarbeit verstehen:
Muslimische Akademie Heidelberg – Ein Haus, das bildet
Yasemin Soylu präsentierte den geplanten Bau einer Muslimischen Akademie in Heidelberg. Das Projekt zielt darauf ab, nach dem Vorbild christlicher Akademien einen dritten Raum zu schaffen, in dem Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft in den Dialog treten können. Der Bau soll nicht nur Bildungs- und Tagungsräume bieten, sondern auch als Symbol für die Diskursöffnung und Partizipation der muslimischen Zivilgesellschaft wirken, sowie als Raum des inner-muslimischen Streitgesprächs fungieren. Das Tagungshaus soll ein Ort sein, der muslimische Identität architektonisch und gesellschaftlich repräsentiert, ohne in Stereotype zu verfallen, und gleichzeitig Plattformen für gesamtgesellschaftliche Diskussionen schafft.Gründung eines muslimischen Fachverbands für politische Jugendbildung
Zusätzlich diskutierten die Teilnehmenden intensiv die Planungen für die Gründung eines Fachverbands für politische (Jugend-)Bildung in muslimischer Trägerschaft. Dieses Projekt, das aus dem vom BMFSFJ geförderten Programm „Neue Bündnisse, neue Wege“ hervorgeht, verfolgt das Ziel, muslimischen Trägern den Zugang zu staatlicher Regelförderung zu ermöglichen. Der Fachverband soll als Plattform für die Professionalisierung und Vernetzung muslimischer Bildungsarbeit dienen und langfristig die Voraussetzungen für nachhaltige Teilhabe und strukturelle Verankerung in den Strukturen der politischen (Jugend-)Bildung schaffen. So wurde im Rahmen des Workshops mit den über 20 Teilnehmenden diskutiert, was Grundpfeiler des muslimischen Selbstverständnisses sein könnten und wie sich solch ein Verband in Ergänzung bzw. Abgrenzung zu aktuellen muslimischen Strukturen positioniert.
Es wurde deutlich, dass immer noch sehr viel Wissen über die Wege in eine Regelfinanzierung für muslimische Akteure fehlt, genauso wie immer wieder über die Rolle der Jugendarbeit in Moscheegemeinden diskutiert wurde, und wie sich diese in die Landschaft der politischen Jugendbildung einbetten kann.
Die Tagung mit über 100 Teilnehmenden diente insbesondere auch der bundesweiten Vernetzung mit Einrichtungen und Akteuren aus der muslimischen Zivilgesellschaft, der politischen (Jugend-)Bildung sowie der Wissenschaft.
Fotos: Privat
Linkes Foto: Dr. Ibrahim Talha Aslandur, Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik und stellvertretende Institutsleitung der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe mit Michèl Ali Schnabel, Projektleiter von „Politische Jugendbildung in muslimischer Trägerschaft: Neue Bündnisse, neue Wege“
Mittleres Foto: Michèl Ali Schnabel und Yasemin Soylu, Geschäftsführerin der Muslimischen Akademie Heidelberg
Rechtes Foto: Yasemin Soylu